Jahresende

Wir gucken Basketball, der Teenager und ich. Alba gegen MBC. Der Mann ist einkaufen gegangen. Bei Edeka. Alles wie immer also. Und doch anders. Weil es der letzte Tag im Dezember ist, der letzte Tag des Jahres.

Um Mitternacht geht dann alles auf Null. Alles neu! Alles anders! Alles schön! …  Alles Quatsch!

Das Leben Mein Leben wird morgen genauso weitergehen wie heute. Nicht alles ist perfekt, nicht alles ist so, wie ich es möchte, aber die Basis stimmt. Die Vorsätze aus dem Sommer sind unverändert die Gleichen, die Träume auch. Alles andere wird sich zeigen. Tag für Tag.

Familie, Freund*innen, Job – sogar mein Strickprojekt bleibt mir erhalten.

Seit Wochen stricke (und ribbel) ich Merino von Grossewolle in grau, blau und orange. Mit jedem Test, jedem Muster, jeder Idee gefällt mir das Garn besser. Eine tolle Struktur, schöne Farben,  wunderschönes Maschenbild. Sollte ich eine Wolle zur Lieblingswolle erklären, wäre es momentan diese. Ungeachtet dessen, ob mein Projekt jemals fertig wird.

100 gr, 180 Meter, Nadelstärke 5,5. Da ist es vielleicht sogar ganz gut, dass heute Nacht nicht alles auf Null geht, sondern nur die Temperaturen – denn wenn das so bleibt, könnte aus den Entwürfen in diesem Winter doch noch ein Pullover werden 😬.

Und doch weiß ich, dass es nicht Allen so geht wie mir. Dass für die Eine oder Andere Silvester Anlaß genug sein mag, ihr Leben zu ändern und das grade zu rücken, was grade gerückt werden muss. Und das ist so schwer. Ich sehe Euch, denke an Euch, umarme Euch virtuell. Und wünsche mir so sehr, dass das, wovon Ihr träumt, in 2020 wahr wird. Wenn nicht jetzt – wann dann?!

Seid gut zu Euch bitte. Nachsichtig und liebevoll.

Morgen ist ein neuer Tag 💖.

Die Jacke aus estnischer Wolle

Stellt Euch vor, Ihr sitzt im Scheinwerferlicht auf einer Bühne und erzählt aus Eurem Leben. Oder von der Strickjacke, die Ihr gerade gestrickt habt. Oder irgendwas anderes. Mag sein, dass Euch Menschen gegenüber sitzen, vielleicht aber auch nicht. Wegen der Scheinwerfer könnt Ihr das nicht erkennen. Ihr erzählt also unbeirrt zu Ende und es passiert – nichts. Weder Applaus, noch Buhrufe, es räuspert sich nichtmal jemand. Komisches Gefühl? Stimmt.

So ähnlich ist bloggen meistens. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Und dann weiß ich nicht, warum ich das eigentlich mache. Denn um nachzuhalten, was ich gestrickt habe, nutze ich Ravelry. Schnelles Feedback bekomme ich auf Instagram. Warum also noch bloggen?

Um der schönen Geschichten willen? Öffentliches Tagebuch? Hm …

Es mag am Jahresende liegen, dass ich überlege, ob und wie es weitergeht. Aber noch ist 2019 und da ist es allerhöchste Zeit, Euch die Jacke zu zeigen, die ich schon im Oktober aus der grünen Wolle gestrickt habe, die meine Mutter mir aus Estland mitgebracht hat.

Das waren sicher die ungewöhnlichsten Stränge, die ich je bekommen habe: der eine wog 277 gr., der andere 244 gr. Zusammen mehr als genug für eine Strickjacke in dem allerschönsten Grün.

Wolle von estnischen Schafen fasst sich übrigens genauso an, wie man meint: kratzig und bißchen fettig. Beides verliert sich durch das Verstricken und Tragen. Aber weich wird es wohl nie.

Ich habe die Jacke als Raglan-von-oben und und ohne Anleitung gearbeitet. Als mir glatt rechts dann zu langweilig wurde, habe ich Tautropfen gestrickt, ein Muster, das ich im Vogue Strickmusterlexikon gefunden habe (©1986, ISBN 3-475-52514-3).

Die Knöpfe sind aus Kokosnuss und wie so oft hat das Finden, Kaufen und Annähen eben dieser Knöpfe (danke Pia 💚) länger gedauert als das Stricken der Jacke … Die Bilder habe ich dann (endlich) gestern gemacht, was auch die Weihnachtsbaum-Kugeln erklärt 🙂

Ich liebe diese Jacke!

Das liegt auf jeden Fall an der Farbe, aber sie passt auch richtig gut. Weil Raglan (für mich) vorteilhafter ist als jede Rundpasse. Und weil eine angenähte Knopfleiste so unfassbar viel besser sitzt als alles, was angestrickt ist!

Deshalb note to self: Raglan-von-oben, angenähte Knopfleiste, teure Knöpfe. Und das Tautropfen-Muster.

Und häufiger bloggen, ich weiß.